Soad-und-das-Militaer

Najem Wali

Soad und das Militär

»Der Weg fürs Überleben ist das Geschichtenerzählen.« Najem Wali

Aus dem Arabischen übersetzt
von Christine Battermann
Gebunden ohne Schutzumschlag
Etwa 346 Seiten
€ (D) 28.00 | CHF 35.00 | € (A) 28.80
ISBN: 978-3-96639-035-4
ISBN (E-Book): 978-3-96639-036-4
Warengruppe 1112

Erscheinungstermin: 11. Juni 2021, lieferbar

Über das Buch

Ein Mann begegnet in Kairo scheinbar zufällig einem alten Freund, dem Amerikaner Simon Syros. Drei Jahre sind seit den Protesten auf dem Tahrir-Platz vergangen und dreizehn seit ihrer letzten Begegnung. Damals verschwand Simon spurlos aus einer Bar. Jetzt erzählt ihm der wiedergefundene Freund die Geschichte seiner großen Liebe zu Soad, einer berühmten ägyptischen Schauspielerin und Sängerin, mit der er in London bis zu ihrem Tod zusammenlebte, seiner gefährlichen Freundschaft zum Geheimdienstoffizier Sherif und seines Versuchs, Soad aus den Fängen des Militärs zu retten. Elf vollgeschriebene Hefte hat seine Geliebte zurückgelassen, als sie aus dem sechsten Stock ihres Wohnhauses in London in den Tod gestürzt war.
War es der ägyptische Geheimdienst, war es Soads Depression? Hartnäckig hielt sich das Gerücht, sie habe ihre Memoiren geschrieben, in denen sie mit der Rolle des Militärs, das ihr Leben gesteuert und zerstört hat, abrechnet. Simon übergibt dem Erzähler die elf Hefte, und es wird klar, warum er nach Kairo zurückgekehrt ist: Er will Rache nehmen.

Najem Wali hat Figuren wie die Sängerin Soad oder die des Geheimdienstoffiziers Sherif, der sie seit ihrer Kindheit für seine Machenschaften erpresst, nach realen Vorbildern gezeichnet. Er entfaltet ein facettenreiches Bild des ägyptischen Militärs, das seit 70 Jahren das Land mit aller Härte regiert, und er entlarvt dabei die machtpolitischen Herrschaftsmechanismen. Die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt in diesem Roman, denn wo Willkür und Lüge herrschen, ist es schwer, zwischen Henker und Opfer zu unterscheiden.

Pressestimmen

»Was Wali in seinem Roman beschreibt - und was man dank der Übersetzung durch Christine Battermann nun auch auf Deutsch nachlesen kann - ist eine Parabel auf den Würgegriff, in dem die Herren in Uniform Gesellschaft und Staat, Kunst und Wirtschaft in Ägypten und anderen Ländern halten.«
03.12.2021, Moritz Baumstieger, Süddeutschen Zeitung

»Die den Roman durchziehende Auseinandersetzung mit der Frage, wie tief ein autoritärer Staat ins Leben eines jeden Einzelnen eindringt, bis er ihre Körper, ihre Köpfe, Gedanken und Erinnerungen beherrscht, dürfte den Zensoren zu Recht ein Dorn im Auge sein.«
10.10.2021, Beat Mazenauer, literaturkritik.de

»Es bleibt Walis Verdienst, dass er Soads Schicksal schonungslos in allen grausigen Details, zugleich sachlich und ohne unnötiges Aufbauschen erzählt. Soad ist nicht nur Opfer, sie ist auch eine Diva, die an ihren Erfolgen hängt. In diesem Zwiespalt liegt die Tragik ihrer Geschichte (...). Soad und das Militär spielt im Sommer 2014. Seither hat sich in Ägypten nichts zum Guten verändert. Daraus bezieht Najem Walis Roman seine grausige Aktualität.«
30.09.2021, Lena Bopp, FAZ (Bezahlschranke)

»Traumwandlerisch sicher führt der Schriftsteller durch das Gewirr von Verstrickungen. Machtspiele, Intrigen, Verschwörungen – und über allem: die abgrundtiefe Frauenverachtung in einer mörderischen Männergesellschaft. Najem Wali ist ein großartiger Erzähler, der den Leser im Nu packt und mitfiebern lässt. Und Christine Battermann hat sprachlich äußerst feine, sensible, auch lyrische und verträumte Formulierungen gefunden, die zwischen den Abgründen für etwas Helligkeit in der düsteren Atmosphäre sorgen. Ein packender Roman, flüssig und anschaulich aus dem Arabischen übersetzt.«
02.07.2021, Stefan Berkholz, WDR

»Leicht lässt sich Soad Hosny als Vorbild der Romanfigur identifizieren:»Sie war ein einfacher Mensch, ein liebevoller Mensch und hat tolle Rollen gespielt, man hat sie auch Cinderella genannt.« Sie stürzte in London aus dem Fenster, anschließend wurde kräftig gemutmaßt: »Man sagt, Selbstmord, Unfall – man sagt, das Militär war dahinter, weil sie ihre Memoiren schreiben wollte. Aber bis jetzt haben wir keine Memoiren gesehen. Da habe ich mir gedacht, Najem, das ist deine Rolle, diese Memoiren zu erfinden.«
11.06.2021, Najem Wali im Interview mit Andrea Gerk auf Deutschlandfunk Kultur

Najem Wali

300×200
Foto: Mathias Bothor