
Benyamin Reich
ANALOGE PHOTOGRAPHIE MIT TEXTBEITRÄGEN VON
SIMON STRAUSS UND
ALEXANDER OCHS
HOCHWERTIGE AUSSTATTUNG LEINEN GEBUNDEN
OHNE SCHUTZUMSCHLAG
ETWA 220 SEITEN
CA. € (D) 49.00 I € (A) 49.90
ISBN 978-3-96639-137-5
SIGNIERTE, LIMITIERTE VORZUGSAUSGABE VON
100 EXEMPLAREN
€ (D) 100.00 I € (A) 103.00
ISBN: 978-3-96639-147-4
WARENGRUPPE 1587
Erscheinungstermin: 01.02.2026
Die Rückkehr des Bildes: In meinem ersten Buch findet sich die Geschichte meines Lebens, verkörpert durch Photographien der letzten dreißig Jahre.
Das Bild, im Laufe der Jahrtausende aus dem jüdischen Bewusstsein verbannt, bringe ich dem Leben zurück. Die Schrift, so lehrt die Kabbala, sei Licht. Immer schon habe ich mit beiden Füßen in beiden Welten gestanden – der Welt des Textes und der Welt des Bildes. Und ich stand dabei zwischen ver- gangenen Zeiten und dem unendlichen Träumen, zwischen Apollo und Dionysos.
Ich will das Leben leben – den Körper, nicht die Buchstaben. Und doch verfolgen mich die Worte, drängen sich in meinen Geist, füllen meinen Blick. Ich suche nach einer Form, sie einzufangen – sie zu einem Bild zu machen, zu einer Skulptur aus Licht. Meine photographische Arbeit entspringt aus den Spannungen mit der Tradition, sie reibt sich an einem Generationen alten Verbot, überhaupt ein Abbild zu schaffen und eine Statue. Vielleicht ist diese Arbeit ein Akt des Widerstands, ein Symbol meines stolzen Ungehorsams.
Mein Vater stammt aus der Linie des Gaon von Wilna – eines Mannes, der sein Leben nur über Bü- chern verbrachte, selbst Dutzende Werke schrieb und das moderne charedische Judentum, in dem auch ich aufgewachsen bin, tief prägte.
Ich folgte einem anderen Weg. Mein Leben zeigt sich mir heute, im Rückblick, als eine Geschichte der Verwandlung, der Sehnsucht nach einem Ausbruch – aus den Grenzen der Herkunft, der Spra- che, des Körpers. Manche finden diesen Ausbruch im Akt des Schreibens. Ich fand ihn im Akt des Photographierens. Und die Kamera wurde mir zum Stift, aber anders als das geschriebene Wort hält sie keine Gedanken fest, sondern Spuren – Spuren des Lichts meiner Einsamkeit, des Lichts meiner Suche nach einem neuen Zuhause, nach einem Geist, in dem Körper und Seele eins werden.
Schreiben und Lesen sind Formen des Rückzugs ins Innere. Die Photographie treibt einen hinaus in die Welt, verbindet Geist und Leib, zwingt den Photographen, das Leben zu berühren – zumindest mit dem Auge.
Sie ist meine Form der Rebellion. Sie ist mein Bruch mit der Tradition. Sie ist mein Coming-out.
Coming-out nicht nur aus einer Welt, der meiner Herkunft, in eine andere, der meiner selbstgewählten Identität, hinein, sondern ein Coming-out auch als eine Offenbarung an die Kamera, an die Camera obscura, an die Dunkelkammer, wo Bilder aus dem Nichts heraus auftauchen.
Die Photographie ist meine Flucht. Ich kann nicht sitzen und schreiben, dazu bin ich zu unruhig. Ich muss gehen. Stetig. In die Welt hinein. Ich trage auf meinem Weg, meinen Wegen, die Kamera stets bei mir. Und dort, in ihre Dunkelkammer, lege ich alles ab: meine Sehnsüchte, meine Enttäu- schungen, meine Einsamkeit – und mein Glück.
Benyamin Reich Berlin, im Oktober 2025
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»Und dort, in ihre Dunkelkammer, lege ich alles ab: meine Sehnsüchte, meine Enttäu- schungen, meine Einsamkeit – und mein Glück.«
Benyamin Reich, Oktober 2025
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