Christoph Geiser
Gebunden mit Schutzumschlag
335 Seiten
ISBN 978-3-966-052-1
€ (D) 26.00 I € (A) 26.80
Warengruppe 112
Escheinungstermin: 26.09.2022, lieferbar
In Brachland, 1980 erstveröffentlicht, knüpft Christoph Geiser nahtlos an das in Grünsee begonnene autobiographische Dekonstruktionsnarrativ an und rückt den »Zerfall der Familie« nun vollends in den Mittelpunkt, weshalb bald von den »Basler Buddenbrooks« die Rede war. Brachland kann mit Recht als einer der herausragenden Familienromane der Schweizer Literatur bezeichnet werden.
Am schillernden Beispiel seiner baselbernischen Herkunftsgeschichte legt der Ich-Erzähler Stück für Stück die sowohl Heuchelei und Verdrängungsmentalität als in vielerlei Hinsicht auch Lieb- und Leblosigkeit kaschierende Fassadenhaftigkeit des Großbürgertums kompromisslos bloß. Geiser kommt dabei ohne die Geste der pathetischen, unversöhnlichen Abrechnung aus. Was für den Text einnimmt, sind gerade die minutiös gestalteten und bei aller Kritik an der schier einschnürenden Enge des bürgerlich-liberalen Elternhauses stets liebevollen Figurenzeichnungen sowie der melancholisch-reflektierte Ton.
Brachland ist der große Roman einer kontinuierlichen Entfremdung und einer paradoxerweise geteilten Einsamkeit, der sprachlich gewandt von erstickendem innerfamiliärem Schweigen und insbesondere der schmerzhaften Nicht-Beziehung zwischen Vater und Sohn erzählt.
»Christoph Geiser wagt auch mit 75 Jahren die Auseinandersetzung mit sich selbst, mit den eigenen Geschichten und mit der großen Geschichte.«
02. August 2024, Alexander Sury, Der Bund
»Mit der Beobachtung, dass es einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bedarf, um einerseits Entwicklungen in der Gegenwart verstehen und andererseits angemessen auf neue Herausforderungen reagieren zu können, trifft Geiser den Kern der Erinnerungskultur.«
Emily Eder, Der Zweite Weltkrieg in der Deutschschweizer Literatur, 2024
»Christoph Geiser ist ein Pionier der queeren Schweizer Literatur.«
15.02.2023, Timo Posselt, Die Zeit
»Um die hermeneutische Aufklärung von Tabus geht es Geiser, um die Attacke der „Familientradition des Schweigens und Aussparens“.«
15.02.2023, Katrin Hillgruber, Der Tagesspiegel
»Geiser erlernt sein Erzählen in der Kälte, in der demütigen Distanz zur seelischen Erschütterung. [...] Das Existenzielle ist Geisers Größe, seine unwandelbare Währung. [...] Immer und ruhelos webt die Erinnerung in diesem Werk. Es nimmt einen mit. Man möchte es ganz wiederlesen. Bald kann man es.«
09.01.2023, Philipp Theisohn, FAZ
»Mit dem ersten Band der im Secession Verlag erschienenen und mit einem umfangreichen Nachwort versehenen Werkausgabe gilt es, einen bemerkenswerten Autor zu entdecken, dessen Sprache und Stilmittel in der Fülle der Neuerscheinungen eine wahre Bereicherung darstellen.«
13.02.2023, Axel Vits, Kommbuch.com
»Ein wunderbarer Einstieg in das Werk eines wunderbaren Schweizer Erzählers.«
11.02.2023, Jascha Feldhaus, Aufklappen Literaturblog
»Christoph Geiser verarbeitet in seinen Büchern auf faszinierende Weise, die eigenen Obsessionen, sexuellen Neigungen und Verletzungen literarisch. Zu bewundern ist sein Mut und seine Radikalität, damals zumindest wider den Zeitgeist zu schreiben, rücksichtslos gegen sich selbst. Aber da ist noch mehr: Indem er dieses Sprechen ästhetisch äußerst wandlungsfähig einbindet in ein weitgespanntes Netz geschichtlicher wie gesellschaftlicher Korrespondenzen und literarischer Kommunikation mit Autoren und Autorinnen, Künstlern und Philosophen, bietet er seiner Leserschaft Anknüpfungspunkte für freies Denken und Fühlen [ ]… Ein gelungener Auftakt und eine lohnenswerte Lektüre!«
23.10.2022, Angela Gutzeit, Deutschlandfunk