Blumen-fuer-Otello

Esther Dischereit

Blumen für Otello – Über die Verbrechen von Jena
Klagelieder. Libretto. Dokumentation.

»Ich wollte die Betroffenen und Getöteten sichtbar machen.«
Esther Dischereit

In deutscher und türkischer Sprache
Übersetzung aus dem Deutschen ins Türkische: Saliha Yeniyol
Gebunden ohne Schutzumschlag

216 Seiten
ISBN 978-3-905951-28-8
Warengruppe 1112
€ (D) 29.95 | CHF 41.60 | € (A) 30.80

Erscheinungstermin: März 2014, lieferbar

Über das Buch

Schüsse. Morde. In Serie. So klar, so brutal, so systematisch und so eiskalt. Die Ermittlungsmaschinerie beginnt zu laufen, doch sie scheitert, weil sie keineswegs so vorbehaltlos rational funktioniert, wie sie es von sich behauptet. Zeichen werden missachtet, Hinweise falsch gedeutet, Akten vernichtet, es kann nicht sein, es darf nicht sein. Einfühlsam und mit großer poetischer Kraft ermittelt Esther Dischereit in ihren Klageliedern, was die Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) angerichtet, welche Lücken sie bei den Hinterbliebenen aufgerissen haben. Sie ermittelt mit ihrem Opernlibretto Blumen für Otello, welche Vorurteile die Verbrechen möglich und ihre Aufklärung unmöglich gemacht haben, wie der Rassismus und die soziale Voreingenommenheit gegenüber einer stigmatisierten Unterschicht den Apparat blind und ihn umso furchtbarer selbst zum Täter gemacht haben, indem er nach Schuld bei denjenigen sucht, die mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Mit der Shakespeare-Figur des Otello, der als erfahrenes Opfer des Mobs im jenseitigen Gespräch mit dem ermordeten türkischen Blumenhändler Licht in das bringt, was geschehen ist, führt Dischereit uns handgreiflich und zugleich theatralisch vor Augen, wie das Fremde erniedrigt, bekämpft, ausgestoßen wird – gestern und heute. Ihre Texte sind Teil einer Trauerarbeit unserer Gesellschaft und der Versuch, die Sprachlosigkeit zu überwinden angesichts der Grausamkeit der Taten und der im Versagen offensichtlich werdenden Vorurteile deutscher Behörden.

Die Klagelieder und das Opernlibretto erscheinen in einer aufwändig gestalteten deutsch-türkischen Ausgabe. Ort und Termin der Uraufführung sind noch offen. Giuseppe Maio hat »Blumen für Otello«  für DeutschlandRadio Kultur als einstündiges Hörstück bearbeitet, das erstmals am 21. Mai 2014 gesendet wurde.

Die ARD-Sendung »Titel, Thesen Temperamente« berichtete im Herbst 2013 über das Projekt von Esther Dischereit.

Ein einstündiges Gespräch von Renata Schmidtkunz mit Esther Dischereit, das am 25. September 2014 auf Ö1 gesendet wurde, finden Sie bis zum 25. Oktober hier.

 

Pressestimmen

»Man konnte die persönliche Betroffenheit eines jeden einzelnen Zuhörers geradezu spüren und sehen, als die bekannte Autorin und Lyrikerin Esther Dischereit aus Berlin am Dienstagabend im Burglengenfelder Bürgertreff aus ihrem Buch „Blumen für Otello“ vorlas.«
31.10.2015, Josef Schaller, Mittelbayerische Zeitung

»Die Trauer um die Opfer des NSU, die Trauer um den Zustand dieser Gesellschaft und die Fassungslosigkeit über die Absurdität und zerstörerische Systematik der Arbeit der Behörden finden hier einen literarisch poetischen Ausdruck.«
29.10.2014, Monitor, Zeitschrift des antifaschistischen pressearchivs und bildungszentrums berlin e.v.

»Mit Blumen für Otello legt Esther Dischereit ihren Finger in eine offene Wunde, sie leistet gleichzeitig Trauerarbeit und Ermittlung. (...) Ein notwendiges Buch.«
01.10.2014, Raphaela Kula in Virigina Nr. 55, Oktober 2014

»Was in den Medien im allgemeinen nicht vorkommt, Solidarität und Mitgefühl, Esther Dischereit schenkt es den Opfern und ihren Angehörigen, beispielhaft.«
08.08.2014, Herbert J. Wimmer in Kolik 63 – Wiener Zeitschrift für Literatur

»Die Geste der Trauer ist zärtlich und erhaben. Sie ist stolz wie überhaupt dieses Buch der Klage. Es ist ein wichtiges Buch, dessen Lektüre eine starke, fast räumliche Erfahrung ist.«
08.07.2014, Elisabeth Wagner, taz

»Mit ihrem Sprechgesang stellt Dischereit etwas her, was mit der Ausgrenzung durch Worte wie "Döner-Morde" verloren gegeben war: eine gemeinsam geteilte Welt und eine gemeinsam geteilte Trauer über die abwesenden Ehemänner, Väter und Freunde, Änderungsschneider, Lebensmittelverkäufer und Internet-Cafébetreiber.«
10.06.2014, Marie Luise Knott auf Perlentaucher.de

»Als allererstes wollte ich die Seite der Opfer begreifen. Das hat seinen Hintergrund in meiner Beschäftigung mit den Opfern der Shoah. Immer mit dem Leitgedanken: Wie kann ich die Menschen zeigen.«
28.05.2014, Esther Dischereit im Interview mit Hans-Joachim Lang vom Schwäbischen Tagblatt Tübingen

»Die deutsch-jüdische Schriftstellerin Esther Dischereit hat sich in acht Klageliedern einfühlsam in die Hinterbliebenen der NSU-Mordserie hineinversetzt.«
17.05.2014, Doreen Mildner in der Braunschweiger Zeitung

»Autorisiert sind die Klagelieder nicht, Dischereit wollte die Opfer nicht eins zu eins abbilden. Es ist unglaublich, dass diese authentischen Stücke entstanden, ohne dass die Autorin mit den Hinterbliebenen sprach.«
16.05.2014, Berliner Morgenpost

»Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als Esther Dischereit und DJ Ipek aus „Blumen für Otello“ las. (...) Dischereit gab diesen Hinterbliebenen eine Stimme. Ihre Texte waren sehr poetisch, zärtlich, aber auch voller Bitterkeit über den Verlust des geliebten Menschen.«
14.04.2014, Michael Lemken auf Ars Tremonia

»Es hat so unendlich viele Verhinderer, Boykotteure und Schweigende gegeben. Für mich ist diese Möglichkeit, mich als Dichterin auszudrücken, auch eine Form der Intervention im öffentlichen Raum.«
14.03.2014, Esther Dischereit auf dem »Blauen Sofa« im Interview mit Barbara Wahlster, DeutschlandRadio Kultur

»Für Dischereit greift die Aufarbeitung der NSU-Morde, der politischen Hintergründe und der Rolle des Verfassungsschutzes als Ermittlungsproblem zu kurz. In ihrem Buch „Blumen für Otello – Über die Verbrechen von Jena“ zeigt sie auf, wie die Hinterbliebenen der Mordopfer kriminalisiert wurden und macht die Trauer, Ohnmacht und die Wut der Hinterbliebenen sichtbar.«
10.03.2014, Marliese Mendel in DieZeitschrift.at

Esther Dischereit

dischereit
Foto: Bettina Straub
Secession Verlag Berlin Gmbh

Pannierstraße 13
12047 Berlin
Telefon +49 (0)30 325 346 63
Telefax +49 (0)30 325 346 64
info[at]secession-berlin.com

Newsletter abonnieren!

Wir halten Sie gerne über Termine, Lesungen
und Sonstiges auf dem Laufenden.
.